Der Clown

Im Fasching da kommt ohne Frage
Zumeist das Innerste zutage
Da möchte jeder sich so geben
Wie er im Alltag nicht kann leben

Als Kind wollt ich Prinzessin sein
Mit schönen Kleidern, lang und fein
Das Haar gelockt und krongeschmückt
Mit Ringen meine Hand bestückt

Das Cape verziert mit Hermelin
Den Fuß in edlem Schuhwerk drin
Benehm mich vornehm, wie sichs g`hört
Damit nichts meine Pracht zerstört.

Die andern Kinder laufen, springen
Am Boden rum, oder sie ringen
Sie machen Handstand, schlagen Rad
Ich sitz schön da und das ist fad.

Prinzessin sein war nichts für mich
Als Jugendliche tauschte ich
Das schöne Kleid in eine Hose
Warf mich als Musketier in Pose

Mit Degen, Mantel, Hut und Bart
Der aufgemalt nach ihrer Art
Ging ich erneut auf einen Ball
Auch das Kostüm war nicht mein Fall

Bei dem Getümmel und Gedränge
Verlor den Hut ich in der Menge
Zudem nervte auf allen Wegen
Mein langer spitzer Plastikdegen

Nicht Frau, nicht schön, kein Utensil
Einfach nur Spaß, das war mein Ziel
Ein Clown Kostüm schien ideal
Als Outfit für den Karneval

Ein Clown jedoch soll lustig sein
Mir fielen viele Scherze ein
Ich bin gehampelt und gesprungen
Habe „Oh, mein Papa“ gesungen

Das Publikum hat mitgemacht
Und manchmal über mich gelacht
Erkenntnis drang ins Herz mir ein
Es ist nicht leicht, ein Clown zu sein

Wer sein will was der andre ist
Zumeist die Tatsache vergisst
Es reicht nicht bloß die Schuh zu sehen
Man muss darin auch ein Stück gehen                                     Doris Pikal